Friedhof
Jüdischer Friedhof Hemsbach
Hemsbach
Der jüdische Friedhof in Hemsbach wird erstmals 1678 in einem Zinsbuch der Kellerei Hemsbach erwähnt. Er liegt in dem Gemarkungsteil „Auf der Au“ am oberen Mühlbach auf einem 1,42 ha großen Areal. Über 1000 Grabstellen sind nachweisbar, die frühste lesbare Inschrift nennt das Jahr 1682.
Für eine kleine Landgemeinde wie Hemsbach war ein eigener Friedhof mit der Pacht und den Ausgaben für den Unterhalt nicht finanzierbar, sodass dieser als Verbandsfriedhof konzipiert wurde. Zum Unterhalt und zur Wahrung der Rechte und Pflichten der einzelnen Verbandsgemeinden wurde 1716 eine sogenannte Begräbnisbruderschaft gegründet. Die in diesem Verband zusammengeschlossenen Gemeinden waren: Dossenheim, Feudenheim, Großsachsen, Hemsbach, Ilvesheim, Ladenburg, Laudenbach, Lampertheim, Leutershausen, Lützelsachsen, Schriesheim, Viernheim und Weinheim. Aus Heimatorten außerhalb des Friedhofverbandes stammen 39 Bestattete. Seit der Wende des 19./20. Jahrhunderts nutzten nur noch Großsachsen, Hemsbach, Leutershausen, Lützelsachsen, Viernheim und Weinheim den Friedhof, die übrigen Verbandsgemeinden eröffneten eigene Friedhöfe. Die letzte Beerdigung fand am 20. August 1940 statt.
Der Friedhof sollte während der nationalsozialistischen Diktatur verkauft, die „verwertbaren Steine“ ebenfalls veräußert werden. Die Verhandlungen zogen sich bis Januar 1945 hin, sind aber glücklicherweise nicht zum Abschluss gekommen, obwohl es einen Interessenten für die Steine gab.
Es handelt sich um einen der größten erhaltenen jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg. Auf ihm lässt sich der Weg der Juden während der letzten 300 Jahre als Minderheit im christlichen Umfeld nachvollziehen. Für Juden galt und gilt, dass Grab und Grabstein schlicht gestaltet sein und Unterschiede in der gesellschaftlichen Stellung nicht zum Ausdruck gebracht werden sollen. Die Grabinschriften waren ursprünglich hebräisch. Dies änderte sich allmählich ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Anpassung an den Stil der christlichen Umgebung wird deutlich: die Grabsteine weisen zunehmend schmückende Elemente und die Verwendung der deutschen Sprache auf, Zeichen der Emanzipation und der Assimilation. Im 20. Jahrhundert ist dann mit Ausnahme der biblischen Formeln „Möge seine/ihre Seele eingebunden sein im Bündel des Lebens“ und „Hier liegt verborgen ...“ kein hebräisches Wort mehr zu finden.
Nach jüdischem Brauch sind Gräber immerwährende Ruhestätten, die keine Veränderung erfahren dürfen. So sind die heute noch vorhandenen Gräber oft die einzigen Zeugen zum Gedenken an jüdische Menschen, deren Lebensläufe nach jüdischer Tradition auf den Grabsteinen verzeichnet sind. Sie sind somit Zeugnisse ihres Familienstandes, ihres Wissens, ihrer Gelehrsamkeit, ihres Fleißes und Könnens und Ausdruck der Anerkennung ihrer jüdischen und gelegentlich auch ihrer christlichen Zeitgenossen. Darum ist dieser Friedhof ein Ort der Trauer und des Gedenkens, aber auch ein unverzichtbarer Teil der Heimatgeschichte des Rhein-Neckar-Raumes.
In einer dreibändigen Dokumentation sind alle Grabsteine erfasst und die Inschriften zum Teil übersetzt. Zweimal im Jahr besteht die Möglichkeit, den Friedhof unter fachkundlicher Führung zu besichtigen, die Termine werden auf dieser Homepage bekannt gegeben.
Jüdischer Friedhof Hemsbach
Mühlweg
69502 Hemsbach
Telefon +49 6201 62136
Internet http://ehemalige-synagoge-hemsbach.de/Der_j%C3%BCdische_Friedhof-16.html